Seit einigen Monaten ist in der deutschen Industrie ein Trend zu verzeichnen, der nochmals deutlich macht, dass es den Unternehmen in Deutschland nicht gut geht und jeder Euro zählt. Die Personalabteilungen haben das Telefoninterview für sich entdeckt, die telefonische Bewerbung ist auf dem Vormarsch.
Immer mehr Bewerber berichten in der letzten Zeit über Termine für ein Telefoninterview. Sie fragen nach Tipps und wollen wissen, was sie in diesem Telefongespräch erwartet. Es gibt hier jedoch keine Standards. Im Prinzip ist das Telefoninterview die günstige Alternative zum Vorstellungsgespräch.
Viele Unternehmen gehen mittlerweile dazu über das Bewerbungsgespräch am Telefon abzuwickeln. Dies spart das Geld für Kostenerstattung zur Anreise der Bewerber und genaue Zeitrahmen lassen sich besser einhalten.
Sehr viele Unternehmen stellen neue Mitarbeiter mittlerweile nicht mehr direkt nach einem Vorstellungsgespräch ein, sondern erst nach einem zweiten oder gar dritten Gespräch. Aus diesen Gründen wird die Vorauswahl durch das erste Vorstellungsgespräch auf die telefonische Bewerbung mit Interview abgewandelt.
Wie läuft das Telefoninterview als Vorstellungsgespräch ab?
Nun, Bewerber sollten sich auf folgende Schverhalte einstellen:
- Es ist durchaus möglich, dass bei diesen Telefoninterviews auf der Unternehmensseite mehr als eine Person an dem Gespräch teilnehmen, oftmals ein Mitarbeiter aus der Personalabteilung und ein Mitarbeiter aus der Fachabteilung für den ausgeschriebenen Job.
- In der Regel wird eine telefonische Bewerbung einige Tage im Vorfeld terminlich abgesprochen. Es wird eine Uhrzeit und ein Datum für das Interview vereinbart.
- Da es sich um ein Telefoninterview handelt werden sie in der regel angerufen, nicht umgekehrt.
- Inhaltlich sollten sie sich bei der Telefonbewerbung darauf einstellen, dass ähnliche Fragen wie in einem Vorstellungsgespräch auftauchen werden. Fragen nach der Person (Welche Eigenschaften würden Freunde ihnen zuschreiben?) genauso wie Fragen nach der Qualifiaktion. Die Vorbereitung auf ein telefonisches Bewerbungsgespräch sollte daher genauso sein, wie bei einem Face-to-Face-Vorstellungsgespräch.
Es ist richtig, dass die Verlagerung auf die telefonische Bewerbung dem Unternehmen kurzfristig einige Kosten erspart. Jedoch sehe ich das Telefoninterview nicht als „gute“ Bewerbungsform für ein etabliertes Unternehmen. Die Nachteile überwiegen.
Die Telefon-Bewerbung ist sicherlich ein effektives Mittel, um Bewerber anhand ihrer Telefonantworten zu selektieren, bei einer großen Anzahl an potenziellen Bewerbern sind Telefoninterviews im Vorfeld von Bewerbungsgesprächen vor Ort daher sinnvoll. Wer allerdings glaubt, dass er mit einer Selektion am Telefon das Vorstellungsgespräch ersetzen kann, der irrt sich. Niemand sollte so naiv sein und einen Mitarbeiter aufgrund eines Telefonates einstellen.
Im Prinzip ist das Telefoninterview aber überflüssig, wenn im Vorfeld eine intensive Auseinandersetzung mit den Unterlagen der Bewerbung stattfindet. Wer gute Unterlagen einreicht und vielleicht nicht gerade zu den guten Telefonisten zählt, der sollte die Chance auf ein persönliches Vorstellungsgespräch bekommen. Die visuelle Kommunikation ist halt nicht vorhanden. Hier gehen wichtige Informationen zur Personalentscheidung verloren. Nicht umsonst heißt es: „Ein Blick sagt mehr als tausend Worte“.
Besonders für Berufseinsteiger oder Wiedereinsteiger ist das Telefoninterview mit Konferenzschaltung ein absolut unbekanntes Gebiet. Mitarbeiter, die jeden Tag auf diesem Wege kommunizieren und Entscheidungen treffen, verstehen daher oft nicht warum der Bewerber am Telefon extrem nervös ist. Von Vorteil ist die telefonische Bewerbung für die Selbstdarsteller und Verkäufer, die es gewohnt sind am Telefon zu verkaufen und es vielleicht auch dort öfter mal nicht so genau nehmen mit der Wahrheit.