Den ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler zieht es wieder zurück zum Geld. Er wird einen neuen Posten als Experte in Währungsfragen bekleiden. Die Expertenposition ist an seinen früheren Arbeitgeber, den IWF angeleht, hier war Köhler lange Jahre der Direktor.
Das Gremium, in welchem Köhler aktiv wird, geht auf die Initiative der französischen Regierung zuück, welche eine Reform der internationalen Währungssysteme im Rahmen der G20 anstrebt.
Damit ist Horst Köhler wieder drin im ganz großen Rad der Welt, denn ohne Zweifel hat er in seiner jetzigen Position vielleicht mehr Verantwortung als vorher. Angesichts der Weigerung Chinas seine Währung anzupassen, weil die Chinesen diese künstlich hochhalten, droht ein globaler Handelskrieg.
Köhler soll hier als Experte dienen, schließlich war er lange Jahre der Direktor des IWF. Vermutlich brauchte er eigentlich nur wieder einen Job und hat bei seinen alten Kollegen angeheuert. In diesen Kreisen werden keine Stellenangebote ausgeschrieben, hier zählt das Netzwerk.
Hier braucht man auch kein Arbeitszeugnis, hier zählt nur wen du kennst und wen nicht. Bekommt Horst Köhler eigentlich ein Arbeitszeugnis als Bundespräsident? Wohl kaum, denn wer sollte es ausstellen? Die Kanzlerin?
Angenommen Horst Köhler wäre in einem Angestelltenverhältnis aktiv gewesen und müsste von seinem Arbeitgeber (dem Volk) ein Arbeitszeugnis ausgestellt bekommen, wie würden wir ihn wohl bewerten? Ein mögliche Formulierung wäre vielleicht:
„Er hat die ihm gestellten Aufgaben stets zur vollsten Zufriedenheit erfüllt“? Was einer glatten 1 als Note entspricht.
Doch wir erinnern uns … Horst Köhler hat selbst gekündigt und das noch mit sofortiger Wirkung. In einem Arbeitsverhältnis eines Normalsterblichen ist das gar nicht möglich. Nur der Arbeitgeber, also wir das Volk, hätten Horst Köhler fristlos entlassen können- so laut deutschem Arbeitsrecht. Hm, aber das Volk kann seinen Bundespräsidenten gar nicht entlassen, so will es die Verfassung.
Zurück zur Tatsache, das Horst Köhler selbst fristlos gekündigt hat … was schreiben wir da in sein Arbeitszeugnis für den IWF?
„Er bemühte sich stets die ihm übertragenen Aufgaben und den Verantwortungsbereich gerecht zu werden. Ebenso versuchte er loyal, offen und ehrlich gegenüber seinen Mitarbeitern zu sein. Er war bemüht, der ihm übertragenen Verantwortung gerecht zu werden.“
Diese Formulierung trifft es wohl eher, sie steht für eine 4-5 im Arbeitszeugnis, aber sie legt den Sachverhalt seines Abgangs offen. Bekommt man mit so einem Arbeitszeugnis einen Job beim IWF? Nun, anscheinend schon, aber wenn wir uns dort bewerben würden, wäre unsere Bewerbung direkt und ungeöffnet in den Papierkorb geflogen. Tja, so ist das halt im inneren Zirkel der Macht, hier zählt nur das Netzwerk, ein Phänomen, welches dafür verantwortlich ist, dass deutsche Führungskräfte zu den Schlechtesten der Welt zählen.
Naja, Hauptsache Köhlers Horst hat wieder was zu tun … auch wenn er dort in der kurzen Zeit als EXPERTE vermutlich mehr verdienen wird als ich in meinem ganzen Leben.
Quelle: ftd.de