Kein anderes Bundesland, außer Hamburg, hat bis jetzt etwas gegen das schlechte und ungerechte Bildungssystem getan. Etliche internationale Untersuchungen (Pisa, etc.) belegen das deutsche Bildungsdilemma, doch die konservativen Eliten bügelten bis jetzt jeden Änderungsversuch ab. Nun wird es im Bundesland Hamburg einen Bürgerentscheid geben und man schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe.
Die Medien legen das Bürgerbegehren in Hamburg als Niederlage für die Schwarz-Grüne Regierung aus, doch sie haben noch nicht erkannt, dass ein Bürgerentscheid zwar teurer, aber das bessere Mitbestimmungselement ist. Über einen Bürgerentscheid in NRW zu diesem Thema würde ich jubeln.
Der Hamburger Bürgerentscheid wird nämlich eindeutig zu Gunsten der Schulreform ausfallen. Zwar kann die konservative Elite am Gymnasium mehr Stimmen mobilisieren, aber es gibt keine attraktive Alternative zum Schulsystem und die Mehrheit sieht es genauso.
Es war ja eigentlich zu erwarten, dass Hamburg mit dem Vorstoß der Grünen auf den geballten Widerstand der etablierten gymnasialen Elite stößt. Diese sieht keinen Handlungsbedarf, solange ihre Schäfchen im Trocknen sitzen. Doch diese Eliten versagen im wirklichen beruflichen Leben immer häufiger, denn Bankenkrise, Managementfehler und fehlende Innovationskraft sowie mangelnde Unternehmensgründungen belegen ein weitreichendes Elitenproblem.
Es ist fast wieder der alte Schlachtruf „Wir wollen unseren Kaiser Wilhelm wiederhaben“, den konservative monarchietreue Eliten vor fast 90 Jahren gröllten. Doch sie können ein schlechtes, kaputtes und nicht mehr zeitgemäßes System nicht wiederbeleben. Gott sei Dank ist hierfür heute kein Weltkrieg mehr notwendig.
Hamburg wird seinen Weg gehen und Deutschland wird gespannt auf das Ergebnis schauen. Ich finde die Schulreform in Hamburg notwendig und richtig und wünschte sie mir für NRW auch. Ob das System funktionieren wird bleibt ungewiss, weil die Eliten, die es jetzt torpedieren, nachher auch tragen müssen. Es besteht die Gefahr, dass sie die Reform im Alltag der Umsetzung vor die Wand fahren lassen. Sollte sich jedoch abzeichnen, dass Hamburg trotzdem ein Erfolgsmodell sein wird, ist es nur noch eine Frage der Zeit bis die anderen Bundesländer aufspringen. Bislang scheiterten die Reformen in den Ländern immer am Widerstand der CDU, doch die wird in den nächsten Jahren dem Weg der SPD folgen müssen und sich erneuern, denn die SPD kann kaum tiefer fallen, doch die CDU hat noch einen langen Weg nach unten vor sich.
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