Wenn die Finanzkrise eine positive Auswirkung hatte, so ist es der Sturz der arabischen Diktatoren, die nun reihenweise kippen. Ohne die immense Steigerung der Lebenshaltungskosten wäre diese sogenannte „Facebook-Revolution“ nicht möglich gewesen. Jetzt ist der Flächenbrand entfacht und das ist auch gut so, aber wird das Feuer auch Europa erreichen?
Alle reden von der Befreiung der arabischen Welt von ihren Diktatoren. Das ist jedoch noch nicht der Fall, Ägypten und Tunesien sind noch weit weg von freien Wahlen und Demokratie, jetzt herrscht erstmal die Militärdiktatur. Doch die Zeichen deuten auf ein Happy End hin. Ohne Zweifel, Tunesien und Ägypten können nur der Anfang sein, weitere Länder werden folgen.
Doch wie ist das eigentlich mit Europa? Wir haben zwar eine parlamentarische Demokratie, doch die ist in letzter Zeit deutlich in Veruf gekommen, weil inkompetente und korrupte Politiker das Land regieren und gravierende Fehler begangen haben. Ebenso wächst hierzulande der Zorn auf ein Wirtschaftssystem welches die Reichen reicher und die Armen ärmer macht. Eine kleine Elite ist um Macht- und Statussicherung bemüht, während die Mittelschicht zur Unterschicht wegbricht.
Aktuell gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen westlichen Ländern die Tendenz, dass die gesellschaftliche Entwicklung wie vor 100 Jahren im Zeitalter der Industrialisierung ein ungeheures Ungleichgewicht in der Verteilung der gesellschaftlichen Güter herrschte. So sagt der renommierte Habert-Professor für Ökonomie Kenneth Rogoff in einem Beitrag in der FTD vom 09.02.2011: „Die Tatsache, dass die Ungleichheit fast so groß ist wie vor 100 Jahren, gefährdet zwangsläufig den Status quo.“
Ist es möglich, dass die arabische Revolution auch den europäischen Zorn mit neuem Feuer nährt? Ich glaube ja, wenn auch in einer anderen Form als wir es aktuell in Arabien sehen.