Unsere Bildungsministerin Annette Schavan hat bereits am 18. März verkündet, dass der Bologna-Prozess gut voran kommt. Aber ist nicht die Gleichmachung, Internationalisierung und der damit verbundene Konkurrenzkampf die Ursache für die aktuelle Wirtschaftskrise?
Diese These vertritt auch Gesine Schwan, die Kandidatin für das Deutsche Präsidentenamt und sie steht damit nicht allein. Denn der Bologna-Prozess ist der radikalste Umbau des deutschen Bildungssystems steht für eine Ausrichtung der Hochschule auf die Bedürfnisse der Wirtschaft.
Mehr denn je stellt sich jetzt aber die Frage, ob die Ausrichtung der Bildungseliten auf den wirtschaftlichen Erfolg nicht die falsche Strategie ist? Der Abbau der Kultur- und Geisteswissenschaften und anderer Studiengänge wie auch „Volkswirtschaftlehre“, die als brotlose Künste angeprangert werden, hat zur Folge, dass Kompetenz und gesellschaftlicher Gemeinschaftssinn verloren geht.
Das Studium im Bachelor- und Masterstudiengängen ist starr und fest an Module gebunden und lässt wenig Raum für Kreativität und individuelle Entwicklung. Warum dann diese Änderung? Wem nutzt der Bologna-Prozess eigentlich?
In erster Linie nutzt der Bologna-Prozess zur Gleichmachung der Bildung innerhalb der EU nur den Unternehmen. Sie können vermeintliche internationale Standards festlegen und somit den Bewerber aus Spanien direkt mit dem deutschen Bewerber vergleichen. Hier geht es also um eine Ausweitung der Konkurrenzsituation auf dem internationalen Arbeitsmarkt. Angeblich macht sich der deutsche Akademiker somit auch für internationale Unternehmen interessanter, Beweise dazu fehlen allerdings.
Als Zusatznutzen dieses Reform-Prozesses wünscht sich die Regierung ein schnelleres und gezielteres Studium der Deutschen, vor Allem der deutschen Akademikerinnen. Ein schnellerer Einstieg in den Job soll auch dazu führen, dass nach einem Berufseinstieg mehr Kinder geboren werden. Aber offiziell gibt dies kein Politiker zu.
Bleibt noch die Frage, ob dadurch eigentlich auch die Forschung, Entwicklung und Bildung besser wird. Die Antwort ist zu verneinen, denn das Problem der deutschen Hochschulen sind nicht die Studiengänge oder die Studenten, sondern unmotivierte und unqualifizierte Professoren, die sich auf einem Beamtenstatus auszuhen, Ausnahmen bestätigen hier die Regel.
Aber der Bologna-Prozess ist immerhin ein Experiment, wenn auch auf volkswirtschaftlicher Ebene. Ein Zurück gibt es nicht mehr, dafür ist es zu spät, jetzt heißt Augen zu und durch. Wir dürfen gespannt sein was die Bildungsrevolution bringen wird.
Quelle: BMBF