Ein Abend zu Zweit. Kerzenschein, Pianomusik im Hintergrund, das Essen stand der Unterhaltung in nichts nach. Späte Frage: Wer begleicht die Rechnung? Wer läd’ wen ein? Sie ihn, er sie? Fragt man nicht die Etikette sondern die Brieftasche, ist die Antwort eindeutig: er zahlt.
Das Statistische Bundesamt hat den Bruttostundenlohn von Männern und Frauen errechnet, mit dem Ergebnis, dass das stärkere Geschlecht bei gleicher Qualifikation deutschlandweit 23 % mehr verdient. Ja, da wird der Nachtisch sauer. Mit 19,13 Euro ist noch ein extra Dessert drin, während sie mit dem Bruttolohn von 14,46 Euro zwangsläufig auf ihre Linie achten wird. Da ist der Streit vorprogrammiert, der schöne Abend hin.
Gerechter geht’s im Osten zu, aber nicht unbedingt entspannter. Auch hier zahlt der Mann, doch sein Gehalt ist mit 6 % nur marginal höher als das seiner Begleiterin. Dennoch liegt Schwere in der Luft: Statt kerzenbeschienenen Klaviertönen sitzen „sie“ und „er“ bei Neonlicht in „Eddy’s Bulettenschmiede“, weil mit 13,09 bzw 12,39 Euro Stundenlohn nicht mehr drin ist.
Schon im letzten Jahr waren die Zahlen gleich. Und ich sehe, dass gerade in Brachen, in denen viele Frauen beschäftigt sind, im Gesundheits- und Sozialwesen, der industriellen Fertigung, unternehmensnahen Dienstleistungen wie Reinigungsarbeiten oder Call-Center, wenig bezahlt wird. Dass andererseits in allen dreißig DAX-Unternehmen nur eine Frau in der Führungsriege steht. Und entsprechende Stellen von Männern für Männer besetzt werden.
Aber ich treffe viele Schüler in meiner Woche. Und bei der Frage, ob Frauen und Männer gleich viel verdienen sollten, lautet die Antwort von der siebten bis zur dreizehnten Klasse immer: Natürlich! Die kommende Generation wird das nicht mehr mit sich machen lassen. Ich weis, auch nicht lassen machen müssen, weil ihre Mütter den Boden dafür bereitet haben werden.