Seit einigen Jahren hat sich neben den Bewerbungsverfahren für Arbeitsverhältnisse noch eine andere Bewerbungsfrom eingeschlichen – die Bewerbung für Mietwohnungen. Ein Trend der deutlich zunimmt und sich bereits in den Städten etabliert hat.
Anschreiben, Lebenslauf und Zeugniskopien – so kannten wir es bisher aus der Stellensuche für einen Job, eine Ausbildung, einen Studienplatz oder ein Praktikum. Natürlich hat es auch in diesem Bereich in den letzten Jahren bestimmte Änderungen gegeben, vor allem durch die Digitalisierung und das Internet, mehr Online-Bewerbung – weniger Postsendungen.
Jedoch beschränkt sich der Bereich nicht mehr nur auf Jobs und die berufliche Zukunft, sondern auch auf den Wohnungsmarkt für Mietwohnungen in den Großstädten. Wer sich in Hamburg, Köln oder München eine schöne neue Wohnung suchen möchte, der muss bereit sein einen kompletten Striptease seiner Person und Familie hinzulegen.
Vom Lebenslauf, über die Einkommensverhältnisse bis zum polizeilichen Führungszeugnis wird alles verlangt. Natürlich ist das eine rechtliche Grauzone, niemand kann dazu gezwungen werden, aber die Konsequenz ist ein Ausschluss aus dem Kreis der Wohnungsbewerber. Wer nicht bereit ist einem wildfremden Vermieter sein komplettes Leben, samt Gehaltsabrechnung offen zu legen, der ist aus dem Rennen. So einfach ist das.
Für den potenziellen Mieter der Wohnung stellt sich also die Frage: Bin ich bereit für eine Wohnung so weit zu gehen? Nun, wer in Hamburg oder anderswo in einem teuren Loch ohne Sonnenschein wohnt, wird die Frage sehr schnell mit einem JA beantworten.
Die Frage ist viel mehr: warum will ein Vermieter alle Informationen von mir? Tatsache ist, dass in den letzten Jahren die Anzahl der Mietnormaden in Mietwohnungen deutlich zugenommen hat. Oft, einfach aus dem Grund weil sie wirklich nicht zahlen können und die Armut in Deutschland ja deutlich zunimmt, andere zahlen aber auch nicht, weil sie das Geld lieber anderweitig ausgeben und genau wissen, dass sie der Vermieter nicht so einfach und schnell wieder raus bekommt. Im Prinzip ist den Vermietern hier kein Vorwurf zu machen, wer allerdings ein polizeiliches Führungszeugnis verlangt geht eindeutig zu weit und sollte sein Vorgehen ernsthaft hinterfragen.
Im Folgenden nun die Details zur Bewerbung auf eine Mietwohnung und einige Tipps:
Vorab, es gibt keine geregelte einheitliche Bewerbungsform für Mietwohnungen, sie lässt sich auch lokal nur schlecht eingrenzen. Während in Leipzig Mieter händeringend gesucht werden, wird in Hamburg noch der Heizungskeller für 10 €/qm vermietet. Wo Wohnungsmangel herrscht, da ist die Mieterbewerbung existent.
In der Regel verlangen Vermieter folgende Nachweise:
- Einkommensnachweis in Form einer Gehaltsabrechnung
- Auskunft der Schufa
- Bescheinigung/Nachweis/Kontaktdaten des bisherigen Vermieters
- Namen und Daten sämtlicher Familienmitglieder/Mieter
Wie bereits erwähnt wird teilweise auch das polizeiliche Führunsgzeugnis verlangt. Alle Unterlagen sollten im Vorfeld der Bewerbung vorhanden sein, wenn sich der Bewerber auf die Wohnungsanzeige meldet, dauert die Vergabe der Wohnung oft nur Stunden oder Tage. Hier heißt es schnell sein. Die Unterlagen erst auf Anfrage bei Schufa und Amt anzufordern dauert Wochen!
Schüler oder Studenten haben es noch schwerer eine Wohnung zu finden, oft wird hier von den Eltern eine schriftliche Bürgschaft für die Mieteinahmen verlangt, wenn die Mietzahlungen durch das Kind ausbleiben sollten.
Wer mit seinem Vermieter kein gutes Verhältnis hat oder im Streit auseinandergeht, der ist ebenfalls im Nachteil. Es empfiehlt sich diesbezüglich von Anfang an mit offenen Karten zu spielen und den neuen Mieter auf die Schwierigkeiten hinzuweisen.
Ansonsten hilft nur hoffen und im Idealfall vorhandene Beziehungen oder Leumunde zu nutzen. Nicht umsonst wird die Suche nach einer neuen Mietwohnung oft als „Mietstrich“ bezeichnet, weil es nicht selten eine gewisse Erniedrigung beinhaltet und der Meistbietende gewinnt.
Vermieter können in den Städten einfach eine Bewerbung für eine Wohnung verlangen. Wer in Berlin oder Hamburg mit gewöhnlich ca. 150 anderen Interessenten um die gleiche Mietwohnung kämpft, der hat keine andere Wahl, als sich aus der Masse abzuheben. Und die meisten machen dies einfach mit einer umfangreichen Bewerbung, welche das komplette Leben, Job, Gehalt, Familienverhältnis, usw. offen legt. Diesen Sachverhalt nehmen aber einige Menschen in Kauf, um in der Stadt wohnen zu können. Bleibt nur zu hoffen, dass sich dies einmal ändert.