Das Handwerk der Schuhmacher hat sich seit Anfang des 20. Jhd. deutlich verändert. Mit dem Beginn einer industriellen Produktion von Schuhen, fokussiert such der Schuhmacher auf die Fertigung, Reparatur und die Anpassung von qualitativ hochwertigen Schuhen.
Verstärkt wurde diese Tendenz durch die Globalisierung und der massenhaften Produktion von Schuhwerk in Asien. Noch in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es quasi in jedem Dorf einen Schuhmacher, was heute bei Weitem nicht der Fall ist.
Maßschuhmacher, umgangssprachlich Schuhmacher oder Schuster genannt, ist ein traditioneller Handwerksberuf, im Jahr 2018 wurde durch die neue Ausbildungsordnung aus Schuhmacher/Schuhmacherin die Berufsbezeichnung Maßschuhmacher/Maßschuhmacherin.
Im Auftrag von Kunden werden Maßschuhmacher aktiv und fertigen Schuhe nach individuellen Vorgaben. Sie erstellen aber nicht nur Schuhwerk nach Maß, sondern arbeiten ebenso Konfektionsschuhe um oder erneuern und reparieren diese, falls gewünscht.
Viele Menschen benötigen orthopädische Schuhe aus gesundheitlichen Gründen, im Bereich der Orthopädie ist der Beruf daher ebenso gefragt.
Schuhe trägt jeder Mensch. Gutes Schuhwerk ist sehr wichtig für das Wachstum und die körperliche Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Schlechtes Schuhwerk kann sogar negative Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat des Menschen haben und zu einer dauerhaften Schädigung führen.
Obwohl die Reparatur von Konfektionsschuhen den deutlich größten Teil der Arbeit eines Schuhmachers ausmacht, ist die Herstellung von Schuhen nach Maß das eigentliche Handwerk. Hierfür wird am Fuß des Kunden Maß genommen und auf ein Modell aus Holz übertragen, anschließend wird ein Schnittmuster erstellt und auf die verwendeten Materialien übertragen.
Video zum Berufsbild als Schuhmacher/in
Gehalt als Maßschuhmacher/in
Das Gehalt eines Schuhmachers kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, einschließlich des Beschäftigungsverhältnisses (angestellt oder selbstständig), der Erfahrung, der Spezialisierung und des Standorts. Im Folgenden werden die Gehaltsaussichten für angestellte und selbstständige Schuhmacher beleuchtet:
Angestellte Schuhmacher:
Einstiegsgehalt: Ein frisch ausgelernter Schuhmacher in einem Angestelltenverhältnis kann in Deutschland durchschnittlich zwischen 1.800 und 2.500 Euro brutto im Monat verdienen. Dieses Gehalt kann je nach Region und Betrieb variieren.
Erfahrung und Spezialisierung: Mit zunehmender Berufserfahrung und eventueller Spezialisierung (z.B. in der Herstellung orthopädischer Schuhe) kann das Gehalt steigen. Ein erfahrener Schuhmacher kann in Deutschland bis zu 3.500 Euro brutto oder mehr pro Monat verdienen.
Tarifverträge und Betriebsgröße: In größeren Betrieben oder solchen, die an Tarifverträge gebunden sind, kann das Gehalt tendenziell höher sein als in kleineren Betrieben ohne Tarifbindung.
Selbstständige Schuhmacher:
Einkommen als Selbstständiger: Selbstständige Schuhmacher haben die Möglichkeit, ihr eigenes Einkommen zu gestalten. Dies hängt von Faktoren wie der Kundennachfrage, der Qualität der Arbeit und den individuellen Preisen des Schuhmachers ab.
Kosten und Einnahmen: Selbstständige Schuhmacher müssen ihre eigenen Betriebskosten decken, einschließlich Miete für den Laden, Materialkosten, Werkzeuganschaffungen und eventuell Mitarbeiterlöhne. Die Einnahmen hängen stark von der Kundenzufriedenheit, dem Ruf des Schuhmachers und der wirtschaftlichen Lage ab.
Gewinnspannen: Die Gewinnspannen können je nach Spezialisierung und Marktbedingungen variieren. Maßgeschneiderte oder orthopädische Schuhe können möglicherweise höhere Gewinnspannen ermöglichen als Massenproduktion oder einfache Reparaturarbeiten.
Risiken und Unsicherheiten: Selbstständigkeit bringt auch Risiken mit sich, da das Einkommen schwanken kann und keine festen Gehälter garantiert sind. Es ist wichtig, finanzielle Vorsorge zu treffen und möglicherweise eine Kranken- und Rentenversicherung abzuschließen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gehaltsaussichten eines Schuhmachers stark von verschiedenen Faktoren abhängen, einschließlich des Beschäftigungsverhältnisses (angestellt oder selbstständig), der Erfahrung, der Spezialisierung und des Standorts.
Ausbildung als Maßschuhmacher/in
Die Ausbildung zum Schuhmacher ist anerkannt nach der deutschen Handwerksordnung. Eine Berufsausbildung zum Schuster im Handwerk dauert drei Jahre, wobei es sich um eine duale Ausbildung in der Berufsschule und im Ausbildungsbetrieb handelt.
Weil einige kleinere Betriebe nicht alle erforderlichen Ausbildungsinhalte vermitteln können, verlagern diese bestimmte Teile der Berufsausbildung in überbetriebliche Ausbildungsstätten.
Hier ist eine grobe Übersicht über die Ausbildung im Schuhmacherhandwerk:
1. Ausbildungsjahr:
- Grundlagen der Materialkunde: Erlernen der verschiedenen Materialien, die in der Schuhherstellung verwendet werden.
- Werkzeugkunde: Umgang mit den handwerklichen Werkzeugen und Maschinen.
- Einfache handwerkliche Tätigkeiten: Herstellen von einfachen Schuhmodellen und Reparaturen.
- Grundlagen der Anatomie und Orthopädie: Verständnis für die Fußanatomie und mögliche orthopädische Anforderungen.
2. Ausbildungsjahr:
- Vertiefung der handwerklichen Fähigkeiten: Herstellen komplexerer Schuhmodelle.
- Gestaltung und Design: Einführung in Designaspekte von Schuhen.
- Orthopädische Schuhversorgung: Herstellung von individuell angepassten Schuhen für Menschen mit orthopädischen Bedürfnissen.
3. Ausbildungsjahr:
- Spezialisierung und Vertiefung: Fertigung von maßgeschneiderten Schuhen und individuellen Sonderanfertigungen.
- Betriebspraktikum: In einigen Fällen kann es ein Betriebspraktikum geben, um die erworbenen Fähigkeiten in der Praxis anzuwenden.
- Vorbereitung auf die Abschlussprüfung: Theoretische und praktische Prüfungsvorbereitung.
Während der Berufsausbildung können Maßschuhmacher/innen folgende Ausbildungsvergütung bekommen:
Die Abschlussprüfungen der Ausbildung finden vor der jeweiligen Handwerkskammer statt. Es erfolgt eine Gesellenprüfung in theoretischer und praktischer Form, wobei der praktischen Prüfung eine mündliche Prüfung in Form eines Fachgesprächs angegliedert ist. Bei erfolgreicher Absolvierung der Prüfung erhält man den Gesellenbrief als Maßschuhmacher/Maßschuhmacherin.
Eigenschaften und Voraussetzungen im Schuhhandwerk
Was muss ein Schuhmacher mitbringen bzw. erfüllen, um in diesem Beruf tätig zu werden? Nun, ganz wesentlich ist natürlich das notwendige handwerkliche Geschick, welches verknüpft ist mit fein-motorischen Fähigkeiten.
Unerlässlich ist natürlich ein Spaß am Beruf. Ebenso wie eine gewisse Kreativität mit einem Sinn für Design und Mode. Schuhe sind zudem Modeartikel und sollen optisch gefallen, was bei vielen Menschen noch vor der Funktionalität rangiert.
- Schulbildung: In der Regel wird mindestens ein Hauptschulabschluss (bzw. ein vergleichbarer Abschluss) vorausgesetzt. Einige Betriebe können auch Bewerber mit einem höheren Schulabschluss akzeptieren.
- Handwerkliches Interesse und Geschick: Da der Beruf des Schuhmachers stark handwerklich geprägt ist, ist es wichtig, Interesse an handwerklicher Arbeit zu haben und über ein gewisses handwerkliches Geschick zu verfügen.
- Körperliche Fitness: Der Beruf erfordert oft körperliche Belastbarkeit, da das Arbeiten im Stehen und das Heben von Materialien Teil der täglichen Aufgaben sein können.
- Teamfähigkeit: In vielen Betrieben arbeitet man im Team, daher ist es wichtig, gut mit anderen zusammenarbeiten zu können.
- Sorgfalt und Genauigkeit: Präzision ist in der Schuhherstellung entscheidend, daher ist es wichtig, sorgfältig und genau zu arbeiten.
- Kommunikationsfähigkeiten: Es ist wichtig, sich gut ausdrücken und Anweisungen verstehen zu können, insbesondere wenn es um spezifische Kundenwünsche geht.
- Interesse an Mode und Design: Schuhmacher sollten Interesse an verschiedenen Schuhmodellen, Materialien und Designkonzepten haben, um Kundenwünsche optimal umsetzen zu können.
Bewerbung als Maßschuhmacher/in
Eine Bewerbung für die Berufsausbildung als Schuhmacher bzw. als Geselle, findet weniger als Online-Bewerbung statt. Die Bewerbung wird in der Regel in Form einer Bewerbungsmappe mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugniskopien, auf dem postalischen Weg oder persönlich überreicht.
Der Vorteil bei einer persönlichen Übergabe ist die unmittelbare Kontaktmöglichkeit zum potenziellen Arbeitgeber, wobei ein positiver erster Eindruck hinterlassen werden kann, der die Chancen auf den Job erhöht.
Im Bewerbungsschreiben wird Bezug auf das Stellenangebot genommen und die Motivation für die Bewerbung sowie die Qualifikation für den Job verdeutlicht. Der Lebenslauf sollte tabellarisch gestaltet werden und neben den persönlichen Daten den schulischen und beruflichen Werdegang in vollem Umfang abbilden.
Trends und Perspektiven für Maßschuhmacher/in
Das Schuhmacherhandwerk hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert, die Anzahl der Beschäftigten und Selbstständigen in diesem Berufsbild ist stark zurückgegangen und ist der industriellen Produktion gewichen.
Der Schuhmacherladen muss mittlerweile gesucht werden und ist in der Regel in Städten zu finden, oft in Verbindung mit einem Laden für Konfektionsschuhe. Viele Schuhläden haben sich auf Gesundheitsschuhe und orthopädische Schuhe spezialisiert und bieten in diesem Zusammenhang Änderungen und Reparaturen an.
Jeder Mensch hat einen anderen Fuß und benötigt daher ein individuelles Schuhwerk. Ein Trend, der sich in den letzten Jahren deutlich bemerkbar macht, ist aus diesem Grund die individuelle Messung von Füßen mit Scanner-Technik. Auf der Grundlage der Messdaten wird dann ein exakt passendes Schuhwerk angefertigt. Diese Produktionsform wird zukünftig an Bedeutung gewinnen und der Massenfertigung von Schuhen entgegentreten.
Der Verkauf von Schuhen über Online-Plattformen und E-Commerce-Websites wird weiterhin wachsen. Schuhmacher, die in der Lage sind, ihre Produkte online zu vermarkten, könnten von diesem Trend profitieren.
Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle in der Modeindustrie. Schuhmacher, die umweltfreundliche Materialien und Produktionsmethoden verwenden, könnten in Zukunft gefragt sein. Es ist durchaus möglich, dass dieser Handwerksberuf ein Comeback erleben könnte. Aktuell gibt es nur noch rund 1.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer in diesem Berufsbild.
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