Wenn ein Arbeitnehmer aus einem Betrieb ausscheidet, so hat er immer das Recht auf ein Arbeitszeugnis, in welchem der Arbeitgeber bzw. der Vorgesetzte beschreibt, welche Tätigkeiten der ausscheidende Arbeitnehmer ausgeführt hat, aber hauptsächlich wie er die Aufgaben erledigt hat.
Sollte der Arbeitnehmer nicht im Einvernehmen mit dem Arbeitgeber aus dem Unternehmen scheiden, oder sollten zwischen dem Arbeitgeber und seinem Vorgesetzten persönliche Differenzen herrschen, so könnten sich hinter scheinbar positiven Formulierungen nicht gerechtfertigte Urteile oder gar Diffamierungen im Zeugnis verbergen.
Die Einteilung nach Noten
Die versteckten Formulierungen finden sich in Codes, die für Außenstehende nicht offensichtlich sind, aber bei Personalentscheidern zum täglichen Geschäft gehören. Die Bewertung nimmt das aus dem Schulsystem abgeleitete System der Noten als Muster. Es liegt also eine Bewertung von „sehr gut“ bis „ungenügend“ im Bereich des Möglichen.
Es stellt sich aber die Frage: warum muss es ein Geheimcode sein? Kann man nicht direkt eine Beurteilung verfassen, die für jeden verständlich ist, ohne Code?
Ursächlich für die Einführung eines Codes ist die deutsche Rechtsprechung, die vorgegeben hat, dass ein Arbeitnehmer im Prinzip kein negatives Zeugnis erhalten darf. Eine Formulierung im Arbeitszeugnis, wie zum Beispiel „…ist sehr oft unpünktlich“, muss der Arbeitnehmer nicht hinnehmen, notfalls kann hier über den Rechtsweg eine andere Formulierung verlangt werden.
Der Arbeitgeber kann daher zum Beispiel die Bewertung „…ist pünktlich gewesen“ schreiben. Dies ist scheinbar positiv zu bewerten, beinhaltet aber eine negative Deutung, weil die Pünktlichkeit am Arbeitsplatz eine Selbstverständlichkeit ist und in der Bewertung nicht erwähnt wird. Aus diesem Grund gibt es einen Code als Muster, um einen Mitarbeiter zu bewerten.
Dieses Muster ist jedem Personalentscheider bekannt und wird bei jedem Zeugnis als Vorlage herangezogen, auch bei den positiven Bewertungen. Positive Beurteilungen können in der Regel an Begriffen wie „stets“ oder „zur vollsten Zufriedenheit“ abgelesen werden, die für gute Noten stehen.
Das Prinzip der Codes ist sehr vielschichtig, weshalb daher für Laien ein Blick in die Fachliteratur notwendig ist.
Deutung: Arbeitszeugnis richtig lesen oder erstellen
Die Gliederung eines Arbeitszeugnisses besteht aus verschiedenen Punkten. Nach der Überschrift „Arbeitszeugnis“ folgt die Einleitung, wo Angaben zur Person gemacht werden, wie Vor- und Nachname, Geburtsdatum und -ort. Des Weiteren folgen an dieser Stelle die Angaben zum ausgeführten Beruf und zur Dauer der Beschäftigung.
Viele Unternehmen gehen auch dazu über, im Anschluss an diese Einleitung noch ein kurzes Statement zum Unternehmen abzugeben. Bei kleineren Unternehmen kann dies den Vorteil haben, dass der Leser direkt einen Einblick in den Unternehmensgegenstand erhält und die Informationen nicht noch selbst recherchieren muss.
Die Tätigkeitsbeschreibung
Im Anschluss erfolgt der erste wesentliche Punkt, nämlich die Tätigkeitsbeschreibung, bei der auch die Aufgaben und die Position innerhalb des Unternehmens beschrieben werden. Welche Aufgaben hat der Mitarbeiter ausgeführt? Was war sein Verantwortungsbereich? Wie hat er sich im Unternehmen entwickelt? Alle diese Fragen sollten hier beantwortet werden. Aber Vorsicht! Oft werden fälschlicherweise schon die ersten Beurteilungen eingebunden, was nicht der Norm entspricht.
Beurteilung im Arbeitszeugnis
Die Leistungsbeurteilung im Arbeitszeugnis erfolgt separat im Anschluss an die Tätigkeitsbeschreibung. Diese Beurteilung erfolgt nach verschiedenen Aufteilungspunkten, die aber nicht alle ausführlich im Arbeitszeugnis behandelt werden müssen.
Folgende Punkte kann eine Leistungsbeurteilung umfassen:
- die Arbeitsbereitschaft
- die Arbeitsbefähigung
- die Arbeitsweise
- der Arbeitserfolg oder besondere Arbeitserfolge
- das Fachwissen bzw. die Weiterbildungsmotivation
- eventuell die Führungskompetenz
- abschließend die zusammenfassende Beurteilung der Leistung, was adäquat zu einer Gesamtnote ist
In einem Arbeitszeugnis muss aber auch das Verhalten des Arbeitnehmers in einem Unternehmen beurteilt werden, weshalb die Verhaltensbeurteilung in der Zusammenarbeit mit Kollegen und Vorgesetzten den nächsten Punkt bildet.
Für Arbeitnehmer auch sehr wichtig ist der Grund des Ausscheidens aus dem Unternehmen, mit dem Blickpunkt auf die Initiative. Wer wollte das Arbeitsverhältnis beenden und warum? Auch hier ist die Formulierung sehr entscheidend, ebenso wie in der dann folgenden Dankes-Formulierung, wo zum Beispiel auch eine Empfehlung gegeben wird.
Der Code
Der Beurteilungscode erstreckt sich sogar bis zu den Zukunftswünschen, die der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer zum Abschluss des Zeugnisses ausspricht.
Formal wird dann noch der Ausstellungsort, das Ausstellungsdatum und der Name des Ausstellers angegeben sowie dessen persönliche Unterschrift. Wenn nicht deutlich ist, wer der Aussteller eigentlich ist erfolgt noch die Angabe der Position und der Rechtsstellung im Arbeitszeugnis unter dem Namen.
Diese hier beschriebene Abfolge der einzelnen Punkte in einem Arbeitszeugnis, ist so beizubehalten, weil bereits eine Änderung eine negative Beurteilung bedeuten kann.
Zwischenzeugnisse müssen ins Arbeitszeugnis einfließen
Wer bereits in den vergangenen Jahren seines Arbeitsverhältnisses ein qualifiziertes Zwischenzeugnis von seinem Arbeitgeber bekommen hat, sollte damit rechnen, dass dieses Zwischenzeugnis weitgehend in das abschließende Zeugnis einfließt.
Arbeitgeber sollten diese Chance nutzen und ein Zeugnis zwischendurch beantragen, wenn zum Beispiel der Vorgesetzte wechselt oder sich die Aufgabenbereiche ändern. Wann genau Anspruch auf ein Arbeitszeugnis besteht erfahren Sie auf unserer Seite zu Fakten und Formulierungen zum Zwischenzeugnis.
Wer Anspruch auf ein Zwischenzeugnis hat, sollte diesen nutzen.
Beispiel Arbeitszeugnis
Hier finden Sie ein Beispiel für ein Arbeitszeugnis, so wie es die Norm des deutschen Arbeitsrechts zulässt.
Das Beispiel dient der Veranschaulichung und soll einen ersten Eindruck vermitteln über Formulierungen und Struktur. Bitte beachten Sie unser Copyright.
Weiterführende Informationen zu Zeugnissen: