Ob gestohlene Daten, verdächtige Netzwerkaktivitäten oder digitale Beweise nach einem Cyberangriff – IT-Forensiker/innen sind die Spezialisten, wenn es darum geht, Spuren im digitalen Raum zu sichern und zu analysieren. Sie arbeiten an der Schnittstelle zwischen IT-Sicherheit und Kriminaltechnik und leisten einen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung von Cyberverbrechen.
Du interessierst dich für Technik, hast ein Gespür für Details und willst mit deinem Know-how echte Spuren im Cyberspace verfolgen? Dann könnte der Beruf des IT-Forensikers genau das Richtige für dich sein. In diesem Beitrag erfährst du, was dich in diesem spannenden Job erwartet – von Aufgaben über Ausbildungsmöglichkeiten bis hin zum Gehalt in Deutschland, der Schweiz und Österreich.
Video zur Ausbildung als Forensiker/in
Wie ist das Gehalt als IT-Forensiker/in in Deutschland, der Schweiz und Österreich?
Der Beruf IT-Forensiker/in gehört zu den gefragtesten Spezialisten im Bereich der Cybersicherheit. IT-Forensiker analysieren digitale Spuren, rekonstruieren Cyberangriffe und sichern digitale Beweise – sei es für Unternehmen, Behörden oder Strafverfolgungsbehörden. Doch wie sieht die Bezahlung in diesem spannenden Berufsfeld aus?
1. Deutschland
In Deutschland bewegt sich das Gehalt für IT-Forensiker/innen je nach Qualifikation und Branche in einem soliden bis sehr attraktiven Rahmen:
- Einstieg: 50.000 – 65.000 € brutto/Jahr
- Mit Erfahrung (3–5 Jahre): 65.000 – 85.000 €
- Senior-Level / Spezialist: 85.000 – 100.000 €+
- Leitungsposition / Top-Consulting: 100.000 – 120.000 €+
Im öffentlichen Dienst (z. B. BKA, LKA) richtet sich das Gehalt nach dem TVöD (z. B. Entgeltgruppe E11–E14), was etwa 50.000–75.000 € jährlich entspricht.
2. Schweiz
Die Schweiz bietet generell höhere Gehälter – das gilt besonders im Bereich IT-Sicherheit und Forensik:
- Einstieg: 90.000 – 110.000 CHF brutto/Jahr
- Mit Erfahrung: 110.000 – 130.000 CHF
- Senior / Lead: 130.000 – 150.000 CHF+
- Top-Level (z. B. bei Banken): bis 180.000 CHF möglich
Regionen wie Zürich oder Genf bieten besonders gute Verdienstmöglichkeiten. Englisch ist oft Voraussetzung.
3. Österreich
Auch in Österreich steigen die Gehälter im Bereich IT-Forensik stetig, besonders in der freien Wirtschaft:
- Einstieg: 45.000 – 55.000 € brutto/Jahr
- Mit Erfahrung: 55.000 – 70.000 €
- Senior-Level: 70.000 – 85.000 €
- Top-Level: bis zu 90.000 – 100.000 € möglich
In Wien oder bei internationalen Unternehmen sind oft die höchsten Gehälter zu finden.
IT-Forensiker/innen haben exzellente Berufsperspektiven und können – je nach Land, Spezialisierung und Erfahrung – mit sehr attraktiven Gehältern rechnen. Besonders gefragt sind Fachleute mit tiefem technischen Know-how, fundierten Sicherheitszertifikaten (z. B. OSCP, GCFA, CISSP) und Praxiserfahrung in Incident Response oder Malware-Analyse.
Ausbildung als Forensiker/in
Der Weg zum Beruf IT-Forensiker/in ist in der Regel kein klassischer Ausbildungsberuf, sondern führt über ein (Fach-)Studium oder eine berufliche Weiterbildung. Je nach beruflichem Hintergrund und Ziel kann der Einstieg auf verschiedenen Wegen erfolgen:
Akademischer Weg
Die häufigste Grundlage für eine Karriere in der IT-Forensik ist ein Studium in einem der folgenden Bereiche:
- Informatik / IT-Sicherheit / Cyber Security
- Digitale Forensik
- Wirtschaftsinformatik
- Technische Informatik / Nachrichtentechnik
Dauer des Studiums:
- Bachelor: 6–7 Semester (3–3,5 Jahre)
- Master (optional): 3–4 Semester (1,5–2 Jahre)
Typische Inhalte im Studium:
- Betriebssysteme und Netzwerke
- Programmierung & Scripting (z. B. Python, Bash, PowerShell)
- IT-Sicherheitsgrundlagen
- Kryptografie
- Digitale Beweissicherung
- Malware-Analyse
- Mobile und Cloud-Forensik
- Rechtliche Grundlagen (z. B. Strafprozessordnung, Datenschutz)
Tipp: Es gibt spezialisierte Studiengänge wie „Digitale Forensik“ an Hochschulen z. B. in Deutschland (z. B. Hochschule Albstadt-Sigmaringen).
Beruflicher Weg (Weiterbildung/Quereinstieg)
Viele IT-Forensiker/innen kommen aus der Praxis: z. B. Systemadministration, Penetration Testing, IT-Security oder Polizei und bilden sich gezielt weiter.
Mögliche Wege:
- Weiterbildung bei privaten Anbietern (z. B. SANS Institute, TÜV, DEKRA, Fraunhofer)
- Inhouse-Qualifizierung bei Arbeitgebern (z. B. Polizei, Unternehmen)
- Berufsbegleitende Zertifikatskurse oder Online-Programme
Dauer:
- Kurzlehrgänge: wenige Wochen bis Monate
- Zertifikatsprogramme: 6–12 Monate (berufsbegleitend)
- Umschulung (z. B. durch IHK, private Träger): ca. 1–2 Jahre
Typische Inhalte der Weiterbildung:
- Digitale Beweismittelsicherung
- Forensische Tools (z. B. EnCase, FTK, X-Ways, Autopsy)
- Logfile-Analyse & Netzwerkforensik
- Incident Response & Threat Hunting
- Grundlagen IT-Recht und Strafverfolgung
- Umgang mit Beweismitteln vor Gericht
Zertifikate
Zertifizierungen sind in der IT-Forensik besonders wichtig, da sie deine Kompetenz praxisnah belegen.
Wichtige Zertifikate:
- GCFA / GREM / GCIH (SANS GIAC)
- EnCE (EnCase Certified Examiner)
- CHFI (Computer Hacking Forensic Investigator)
- CISSP, OSCP, CEH (für breiteres IT-Security-Wissen)
Eigenschaften und Voraussetzungen als IT-Forensiker/in
Der Beruf IT-Forensiker/in stellt gewisse fachliche und persönliche Anforderungen – unabhängig davon, ob du über ein Studium, eine Weiterbildung oder als Quereinsteiger/in in das Feld einsteigst.
Fachliche Voraussetzungen
Je nach Ausbildungsweg (Studium oder Weiterbildung) gelten unterschiedliche Anforderungen:
Für ein Studium (z. B. Digitale Forensik, IT-Sicherheit):
- Allgemeine Hochschulreife (Abitur) oder Fachhochschulreife
- Gute Kenntnisse in Mathematik, Informatik und Englisch
- Interesse an IT-Systemen, Netzwerken, Programmierung und Technik
- Teilweise Auswahlverfahren oder Eignungstests
Für eine berufliche Weiterbildung oder Umschulung:
- Abgeschlossene IT-Ausbildung (z. B. Fachinformatiker/in, Systemadministrator/in) oder ein abgeschlossenes IT-nahes Studium
- Alternativ: Mehrjährige Berufserfahrung im IT-Bereich
- Gute Kenntnisse in Windows/Linux, Netzwerken und IT-Sicherheit
- Hinweis: Einige Weiterbildungsanbieter setzen Grundkenntnisse in IT-Forensik, Scripting (z. B. Python) oder erste praktische Erfahrung voraus.
Persönliche Voraussetzungen
Der Beruf verlangt nicht nur technisches Wissen, sondern auch bestimmte Soft Skills:
- Analytisches Denken und Lösungsorientierung
- Sorgfältige und strukturierte Arbeitsweise
- Neugier und Lernbereitschaft, um mit neuen Technologien Schritt zu halten
- Diskretion und Verantwortungsbewusstsein (v. a. bei Beweissicherung)
- Teamfähigkeit (Arbeit mit Ermittlern, Juristen, Admins etc.)
- Gute Kommunikationsfähigkeit, v. a. für Berichte oder Gutachten
- Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung (neue Tools, Angriffsarten, Gesetze)
Sprachliche und rechtliche Voraussetzungen
- Gute Englischkenntnisse: Viele Tools, Dokumentationen und Fachartikel sind auf Englisch.
- In Behörden oder bei Polizei: Einwandfreies Führungszeugnis und ggf. Sicherheitsüberprüfung
- IT-Rechtskenntnisse sind von Vorteil (z. B. Datenschutz, Beweisrecht)
Der Einstieg in die IT-Forensik erfordert eine solide technische Basis, hohe Lernbereitschaft und den Willen, sich ständig weiterzuentwickeln. Wer ein gutes IT-Verständnis, analytisches Denken und Spaß an der Detektivarbeit in der digitalen Welt mitbringt, hat beste Chancen auf eine erfolgreiche Karriere als IT-Forensiker/in.
Aufbau und Ablauf der Bewerbung als IT-Forensiker/in
Die Bewerbung als IT-Forensiker/in unterscheidet sich grundsätzlich nicht stark von anderen IT-Berufen – allerdings legen viele Arbeitgeber besonderen Wert auf technische Qualifikation, Zertifikate, Praxisbezug und Verlässlichkeit. Hier erfährst du, wie der Bewerbungsprozess typischerweise aufgebaut ist:
Aufbau der Bewerbungsunterlagen
Eine vollständige Bewerbung sollte folgende Unterlagen enthalten:
Anschreiben
- Warum interessierst du dich für IT-Forensik?
- Was qualifiziert dich (Ausbildung, Studium, Projekte)?
- Warum dieses Unternehmen?
Optional: Soft Skills wie Analysefähigkeit, Genauigkeit, Teamarbeit
Lebenslauf (tabellarisch)
- Beruflicher Werdegang und Ausbildung
- Relevante Praktika, Weiterbildungen, Zertifikate
- Kenntnisse: Tools (z. B. EnCase, FTK), Programmiersprachen, OS, Netzwerk
- Soft Skills & ggf. Fremdsprachen
Anlagen
- Zeugnisse (Schule, Studium, Ausbildung)
- Zertifikate (z. B. OSCP, GCFA, CEH, CHFI)
- Arbeitszeugnisse und Referenzen
Tipp: Wenn du praktische Projekte (z. B. Incident Response, Forensik-Analysen, eigene Tools) vorweisen kannst – unbedingt erwähnen oder verlinken (GitHub, Portfolio, PDF-Bericht etc.)
Ablauf des Bewerbungsprozesses
1. Vorauswahl
- Personalabteilung prüft die Vollständigkeit und Passung deiner Unterlagen
- Fachabteilung (IT-Security / Forensik-Team) bewertet deine technischen Skills
2. Erstes Interview (meist online)
- Motivation, bisherige Erfahrung, fachliche Grundlagen
- Fragen zu Tools, Vorgehensweisen, evtl. rechtlichen Grundlagen
- Oft durch HR + eine Forensikerin / Teamleitung
3. Technisches Interview / Test (optional)
- Praktische Fragen oder Aufgaben (z. B. kleine Logfile-Analyse, Dateisystem-Rekonstruktion)
- Analyse von fiktiven Angriffsvektoren oder digitale Beweissicherung
4. Zweitgespräch / Teamgespräch
- Kennenlernen des Teams
- Fragen zu Arbeitsweise, Soft Skills, Projekte
- Eventuell: Sicherheitsabfrage oder Hinweis auf späteres Führungszeugnis
5. Einstellung & ggf. Sicherheitsprüfung
- Bei Polizei, Justiz oder kritischen Infrastrukturen: ggf. Sicherheitsüberprüfung (z. B. SÜ1 oder höher)
- Arbeitsvertrag, Onboarding, Einführung in Tools und Verfahren
Was zählt besonders bei der Bewerbung?
Mit technischem Know-how kannst du in diesem Beruf besonders punkten. Ideal ist es, wenn du bereits Tools kennengelernt hast und Prozesse sowie Analysefähigkeiten beherrscht.
Natürlich sind belegbare Erfahrungen das A und O. Hast Zerfitikate, Praktika oder Projekte, die deine Erfahrungen belegen können?
Was sind die Trends und die Zukunft für den Beruf IT-Forensiker?
Der Beruf des IT-Forensikers entwickelt sich rasant weiter und bietet vielversprechende Zukunftsaussichten, da die Zahl und Komplexität von Cyberangriffen weltweit kontinuierlich zunimmt.
Unternehmen, Behörden und Ermittlungsbehörden benötigen zunehmend Fachkräfte, die digitale Spuren analysieren, Angriffe rekonstruieren und gerichtsfeste Beweise sichern können.
Besonders deutlich zeigt sich der Wandel durch den verstärkten Einsatz von Cloud-Technologien, wodurch die Nachfrage nach Forensik-Know-how in verteilten, hybriden IT-Umgebungen wächst.
Gleichzeitig halten Automatisierung und künstliche Intelligenz Einzug in die forensische Arbeit, etwa bei der Analyse großer Datenmengen oder der Erkennung von Anomalien in Logdateien.
IT-Forensiker müssen sich daher verstärkt mit modernen Analysewerkzeugen, Machine Learning und Skriptsprachen wie Python auseinandersetzen. Darüber hinaus gewinnt das rechtliche Verständnis an Bedeutung, da die Arbeit zunehmend im Spannungsfeld zwischen Technik, Datenschutz und Strafverfolgung stattfindet.
Wer sich in Teilbereichen wie Malware-Analyse, Mobile-Forensik, Cloud-Forensik oder Incident Response spezialisiert, hat besonders gute Chancen auf eine gefragte und gut bezahlte Position. Auch die internationale Zusammenarbeit nimmt zu, was Flexibilität, Englischkenntnisse und die Fähigkeit zur Arbeit über digitale Plattformen hinweg erfordert.
Insgesamt bleibt die IT-Forensik ein zukunftssicheres, spannendes und sich dynamisch weiterentwickelndes Berufsfeld mit hohem gesellschaftlichem Stellenwert.
Ähnliche Berufsbilder: