Du bist ein kaufmännisches Allroundtalent und übernimmst gerne Führungsverantwortung? Dann ist vielleicht eine Tätigkeit als Prokurist/in ideal. In dieser Position übernimmst du als Stellvertreter/in der Geschäftsführung große Verantwortung und besitzt im Bezug auf geschäftliche Vorgänge umfangreiche Vertretungsmacht.
Bei Prokuristen handelt es sich um leitende Mitarbeiter/innen eines Unternehmens, denen von der Geschäftsführung Prokura erteilt worden ist. Dies ist eine handelsrechtliche Vollmacht, die den/die Prokuristen/Prokuristin zu allen Rechtsgeschäften für das Unternehmen berechtigen.
Die Vorgaben in § 49 HGB legen explizit fest, dass sich diese spezielle Vollmacht auf die gesamten gerichtlichen und außergerichtlichen Handlungen sowie alle Geschäftsvorgänge erstreckt, die den Betrieb eines Unternehmens betreffen (ausgenommen Grundstückskauf).
Für die Erteilung der Prokura ist ein Eintrag ins Handelsregister erforderlich und bei jeder Unterschrift muss der Zusatz „ppa.“ (lateinisch: per procura autoritate) verwendet werden. Es gibt unterschiedliche Arten der Prokura:
– Einzelprokura = umfassende Vollmacht für eine Einzelperson (alleine vertretungsberechtigt)
– Filialprokura = Vollmacht ist auf eine Geschäftsstelle/Filiale beschränkt (§ 50 Abs. 3 HGB).
– Generalprokura = erstreckt sich auf alle Niederlassungen
– Gesamtprokura (Kollektivprokura) = zwei oder mehrere Prokuristen/Prokuristinnen besitzen ausschließlich Befugnisse zum gemeinschaftlichen Handeln (§ 48 Abs. 2 HGB) und unterschreiben gemeinsam.
Prokuristen und Prokuristinnen sind im Management von Unternehmen nahezu aller Wirtschaftsbereiche tätig.
Gehalt und Verdienst als Prokurist/in
Mit welchem monatlichen Bruttoverdienst du als Prokurist/in rechnen kannst, hängt davon ab, wie groß das Unternehmen ist. In einem kleineren oder mittleren Betrieb wird das Einkommen ohne Zweifel deutlich geringer ausfallen als bei einem großen Weltkonzern. Auch das Bundesland, deine Qualifikationen sowie deine Berufserfahrung können wichtige Faktoren für die Einkommenshöhe sein.
Durchschnittlich kannst du etwa von einem monatlichen Bruttoeinkommen zwischen 3.900 und 6.800 Euro ausgehen. Es gibt jedoch auch Unternehmen bei denen du zwischen 9.000 und 12.000 Euro brutto pro Monat oder sogar mehr verdienen kannst. Generelle Aussagen sind also etwas schwierig, da auch die Branche dazu beitragen kann, wie sich dein Einkommen als Prokurist/in entwickelt.
Ausbildung als Prokurist/in
Prokurist/in kannst du nicht durch eine spezielle Aus- oder Weiterbildung werden, denn hierbei handelt es sich nicht um einen Ausbildungsberuf. Viele Prokuristen und Prokuristen können neben langjähriger Berufserfahrung in der Regel jedoch ein Studium vorweisen. Wirtschaftswissenschaften ist beispielsweise eines der gängigsten Studienfächer und es vereint die klassischen Fachbereiche VWL und BWL.
Die Schwerpunkte liegen bei diesem Studiengang explizit auf den folgenden Fachbereichen:
– Wirtschaftsrecht
– Wirtschaftspsychologie
– Wirtschaftspädagogik
– Wirtschaftsethik
– Wirtschaftsinformatik
– Wirtschaftsgeschichte
– Wirtschaftssoziologie
– und weitere
Der Bachelorstudiengang dauert in der Regel sechs Semester und anschließend vertiefst du deine Kenntnisse im Masterstudiengang. Dies ist unbedingt empfehlenswert, da in den vier zusätzlichen Semestern bis zum Mastertitel in erster Linie die Vertiefung der Grundkenntnisse im Vordergrund steht und du zusätzliche Führungsqualifikation erlangst.
Sehr empfehlenswert für deinen Weg ins Management ist auch ein Studium in diesem speziellen Bereich. Mögliche Studiengänge sind beispielsweise Sales Management, Dynamic Management, Operations Management oder International Management.
Aufgaben und Voraussetzungen für die Handlungsvollmacht
Für die Tätigkeit als Prokurist/in benötigst du in der Regel langjährige Erfahrung in der Führungsetage und ein abgeschlossenes Masterstudium. Du solltest über exzellente Kenntnisse im kaufmännischen Bereich verfügen und deinem Arbeitgeber absolute Loyalität entgegenbringen.
Da du in dieser Position eine rechtsgeschäftliche Vertretungsmacht erhältst, solltest du neben Loyalität natürlich auch ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein besitzen.
Eine selbstständige Arbeitsweise, gute Führungsqualitäten, Entscheidungsfähigkeit und Sorgfalt sind selbstverständlich unerlässlich, wenn du den Posten des/der Prokuristen/Prokuristin bekleiden möchtest.
Du solltest dich zudem mit den rechtlichen Konsequenzen deiner Handlungen auskennen und als Führungskraft ein gutes Gespür für deine Mitarbeiter haben. Auch als Führungskraft ist Teamfähigkeit ein wesentlicher Faktor für eine gute Zusammenarbeit und einen reibungslosen Arbeitsablauf innerhalb des Unternehmens.
Bewerbung als Prokurist/in
In der Regel wir die Position eines/einer Prokuristen/Prokuristin unternehmensintern besetzt. Auch innerhalb des Unternehmens wird dieser Posten meist nicht offiziell ausgeschrieben. In den meisten Unternehmen ist es gängige Praxis, dass eine freie Stelle als Prokurist/in mit einem vertrauenswürdigen Mitarbeiter aus dem Führungsbereich besetzt wird, der bereits seit mehreren Jahren erfolgreich im Unternehmen tätig ist.
Es kommt jedoch durchaus auch vor, dass sich Unternehmen dazu entschließen, die Stelle explizit mit einem/r versierten Bewerber/in zu besetzen, die mit entsprechender Berufserfahrung in Führungspositionen und exzellenten Qualifikationen überzeugen kann. Wenn du dich auf eine solche Stelle bewerben möchtest, solltest du deine Bewerbungsunterlagen mit großer Sorgfalt zusammenstellen.
Im Anschreiben schilderst du deine Kenntnisse und Fähigkeiten, erwähnst deine bisherigen Tätigkeiten und überzeugst mit guten Argumenten, warum du die Idealbesetzung bist. Dein tabellarischer Lebenslauf enthält alle Angaben zu deinem bisherigen Werdegang, vorteilhaft sind insbesondere gute Fremdsprachenkenntnisse und Tätigkeiten bei Unternehmen im Ausland.
Trends und Zukunft für das Berufsbild
Prokuristen und Prokuristen sind in zahlreichen Unternehmen aus nahezu allen Branchenbereichen tätig. Wenn du diese Position erreicht hast, kannst du meist bereits auf eine erfolgreiche Karriere blicken und verfügst zudem auch über ein ansehnliches Einkommen.
Wie in beinahe allen beruflichen Bereichen gibt es jedoch auch für Prokuristen und Prokuristinnen die Möglichkeit, die berufliche Position durch Weiterbildungsmöglichkeiten zu festigen und vielleicht sogar noch einen weiteren Schritt die Karriereleiter zu erklimmen.
Die Weiterbildungsmöglichkeiten beziehen sich hier jedoch explizit nicht auf die Tätigkeit als Prokurist/in, denn diese Position erhältst du ausschließlich durch die Erteilung einer Prokura. Wenn dir diese verantwortungsvolle Position im oberen Führungsbereich noch nicht genügt, kannst du unter bestimmten Voraussetzungen und mit der geeigneten Qualifikation vielleicht sogar noch zum Geschäftsführer aufsteigen.
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