Das Statistische Bundesamt meldet in einer Pressemitteilung, dass die Anzahl der atypischen Beschäftigungsverhältnisse rückläufig ist. Unter atypischen Beschäftigungsverhältnissen fallen Teilzeitmitarbeiter mit weniger als 20 Wochenarbeitsstunden, Leiharbeiter, geringfügig Beschäftigte und befristete Arbeitsverhältnisse. Stellt sich nun die Frage, ist das gut oder schlecht für die Arbeitnehmer?
Prinzipiell ist das eine erfreuliche Entwicklung, doch eventuell steckt die Crux hier im Detail. Für den Staat ist es in jedem Fall eine erfreuliche Mitteilung, denn er kann sich über höhere Lohnsteuereinnahmen freuen.
Ebenso ist es erfreulich, dass der Anteil der Zeitarbeiter sinkt. Zeitarbeitsunternehmen werden das bestimmt anders sehen. Der Rückgang der befristeten Arbeitsverhältnisse ist gut für die Arbeitnehmer, schließlich können jetzt vielleicht mehr Menschen ihre Zukunft planen.
Schwierig ist es beim Rückgang der Teilzeitbeschäftigten unter 20 Wochenarbeitsstunden und den geringfügig Beschäftigten. Es arbeiten jetzt deutlich mehr Menschen in Teilzeitarbeitsverhältnissen über 20 Wochenstunden. Ihr Anteil ist mit 116.000 Personen deutlich gestiegen.
Für den Arbeitsmarkt eine schöne Entwicklung, stellt sich nur die Frage, gibt es eine Verlagerung der Arbeitsverhältnisse von unter 20 h zu über 20 h, weil die Teilzeitbeschäftigten mehr Geld verdienen müssen, um sich Lebensunterhalt zu verdienen?
Diese Frage lässt sich aus der Statistik heraus nicht beantworten und es gibt auch keine Untersuchung dazu. Tatsache ist aber, dass die Kosten für den Lebensunterhalt deutlicher gestiegen sind als es die Inflationsrate zeigt.
Eine andere Pressemitteilung vor wenigen Tagen von der Bundesagentur für Arbeit könnte hier aufschlussreicher sein. Die BA hat vor einigen Tagen bekannt gegeben, dass die Anzahl der Personen mit einem Zweitjob deutlich gestiegen ist. Die BA interpretierte diesen Sachverhalt damit, dass sich die Menschen mehr Konsum gönnen wollen und daher bereit sind mehr zu arbeiten, was einen Sturm der Entrüstung hervor brachte. Aus meiner Sicht war die Entrüstung gerechtfertigt.
Die Zahlen dürfen eher so gedeutet werden, dass den Menschen einfach der Lohn nicht mehr reicht ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, beispielsweise durch die deutlich gestiegenen Lebensmittelkosten. Für die atypischen Arbeitsverhältnisse der Teilzeitbeschäftigten gilt daher vermutlich das Gleiche.
Quelle: destatis.de