Es ist schon belustigend, wenn ausgerechnet die führenden Manager von DAX-Aktienkonzernen die Gesellschaft und ihre Kollegen auffordern mehr Solidarität zu zeigen. Fragt sich nur welche Solidarität sie da meinen? Schließlich sind sie für die Egoismuskultur hauptverantwortlich.
Fast scheint es so, als habe man dem Wolf den Schafspelz weggenommen und alle zeigen mit dem Finger auf ihn. Jetzt versucht er sich einen neuen Schafspelz zu besorgen, damit er wieder „unsichtbar“ handeln kann. Doch der Wolf hat das Problem nicht erkannt – er ist und bleibt ein Wolf!
Die deutschen Manager und die Unternehmen haben ein Problem, sie werden von der Gesellschaft nur noch als Arbeitgeber und skupellose Abzocker gesehen, die ihre Interessen über alles andere stellen. Doch genau das sind sie ja auch. Die Gesellschaft erkennt endlich das wahre Gesicht dieser Kaste und wenn sich selbst schon öffentlich-rechtliche Medien über Unternehmer, Manager und Lobbyismus lustig machen, dann fürchten sie um ihren Ruf.
Wenn vor 10-15 Jahren ein Manager in der Öffentlichkeit auftrat, dann konnte er sich der Bewunderung sicher sein, heute werden Manager und Unternehmen nicht mehr respektiert und anerkannt. Verbale Beschimpfungen auf der Straße gehören zum Alltag. Vorbei sind die guten alten Zeiten, in denen man noch privat ins Restaurant gehen konnte und andere Gäste ehrfurchtsvoll staunten. Viele CEOs wünschen sich diese alten Zeiten zurück.
Die Ackermänner und Zumwinkels haben die Gesellschaft gegen sich aufgelehnt, mit massenhaftem Stellenabbau, Gehaltskürzungen, unsozialer Firmenpolitik und eigenen Provisionssteigerungen. Aber das geht nur solange gut, bis es alle so machen. Der Skupellose in einer altruistischen Gesellschaft wird automatisch zum Mächtigsten, weil der die Solidarität und das Vertrauen der „Gutmenschen“ schamlos zum eigenen Vorteil ausnutzt. Genau das machen viele deutsche Konzerne und Unternehmen. Gibt es jedoch zuviele Egomanen kippt das System und die Gesellschaft verabschiedet sich aus der Solidarität – genau wie es aktuell der Fall ist.
„Wir müssen uns mehr am Gemeinwohl orientieren und weniger Eigeninteressen verfolgen, wir brauchen überhaupt mehr Solidarität in unserer Gesellschaft“, sagte Jürgen Hambrecht, Vorstandschef von BASF. Damit liegt er vollkommen im Recht. Doch meinen es die Manager wirklich Ernst mit ihrer neuen Philosophie?
Die kommenden Monate werden es zeigen und wenn sie schon berechtigte Lohnsteigerungen für Beschäftigte als Beleg dafür heranziehen, dann haben wir nicht viel zu erwarten, denn die sind schon seit Jahren überfällig. Lassen wir uns überraschen, ob es nur eine neue Seifenblase ist, oder ob wirklich ein Umdenken dort oben stattfindet. Ich habe da so meine Zweifel.
Quelle: ftd.de