„Ich bin gestresst.“
Diesen Satz höre ich in letzter Zeit immer öfter. Und er scheint tatsächlich einen realistischen Hintergrund zu haben.
Die krankheitsbedingten Fehltage von Arbeitnehmern haben immer mehr mit psychischen, stressbedingten Ursachen zu tun (Bundesverband der Betriebskrankenkassen) und nach einer aktuellen Untersuchung der Techniker Krankenkasse sind 2007 in Baden Württemberg 5.714 Menschen aufgrund psychischer Erkrankungen in Frührente gegangen- rund ein Drittel der Frühverrentungen insgesamt (nehme an, dass das nicht an dem Bundesland liegt;-).
Allein die Kosten, die stressbedingter Ausfall jedes Jahr in der Volkswirtschaft verursacht, gehen in die Milliarden. Ganz zu schweigen von den persönlichen Folgen.
Sind sie gestresst? Was sind mögliche Gründe? Und wie kann man denen begegnen, ohne sie mit Kaffee, Alkohol, blauem Dunst oder malträtierten Familienmitgliedern zu bekämpfen.
Die Universität Duisburg/Essen und TU Darmstadt haben gemeinsam eine kostenlose interaktive Software entwickelt, die typische Gesundheitsprobleme von MitarbeiterInnen in klein und mittelständischen Unternehmen aufgreift und Lösungen anbietet. Die zwei Themenschwerpunkte sind „Stress“ und „Heben und Tragen“, und können individuell bearbeitet werden. Und individuell heißt individuell: anhand von verschiedenen Profilen, die der Benutzer durch Fragebögen aus seiner Situation heraus erstellt, zeigt die folgende Auswertung die wahrscheinlichen Stressoren und bietet in Form von Hörbeiträgen oder Lesematerial Lösungsmöglichkeiten, Verbesserungen und Verhaltensmodifikation an.
Unterteilt ist das ganze in drei Segmente: Stress (Gründe von Außen), kognitive Strukturen (eigene, innere Einstellungen, Sichtweisen, die zu Stress führen) und Bewältigungsstrategien- jeweils mit einem Fragebogen, einer Analyse und Wegen zur Veränderung.
Das Thema wird anschaulich, in kleinen appetitlichen Happen verabreicht. Fallbeispiele, Animationen, Abschnitte zum Hören und Videos wechseln sich in der Methode ab und machen deutlich, wie sich arbeitsbedingte Gesundheitsgefährdungen auf den Menschen auswirken, wie sie sich vermeiden lassen und welche Maßnahmen der Betroffene selbst in die Wege leiten kann.
Ich hab ein bischen gebraucht, um mit der Navigation zurecht zu kommen. Zu jedem Unterpunkt gibt es eine audielle Einführung, die mich weniger interessierten und ich gern übersprungen hätte. Kleiner Tipp: Am unteren rechten Bildrand auf den grau-transparenten „weiter“ Button drücken- ich war wirklich gestresst, bis ich den gefunden hatte.
Aus psychologischer Sicht ein gut gemeintes und gemachtes Tool. Meine Stressoren waren „zu hohe Ansprüche“ und „Zeitmanagement“, die gut korrelieren und sich gemeinsam beheben lassen. Auch das mit den anregenden Tipps der Software. Zur Belohnung und den Kopf wieder runter zufahren nach der ganzen Reflexion, gibt’s noch zwei geführte Entspannungsübungen.
Damit wird das Wochenende sicher stress- frei!
Stress- Arbeitsblätter von Werner Stangl